„Mein Pferd steht an erster Stelle“ – Max-Theurer verzichtet auf Em-Start

Vom 26. bis 31. August 2025 blickt die europäische Dressurwelt nach Frankreich: Erstmals in der Geschichte wird die FEI Dressur-Europameisterschaft auf französischem Boden ausgetragen – in den Jiva Hill Stables von Crozet, malerisch gelegen mit Blick auf den Mont Blanc. Während Florian Bacher mit Fidertraum OLD, Stefan Lehfellner mit Roberto Carlos MT sowie EM-Debütantin Bettina Kendlbacher mit Broadmoar’s Don Alfredo AWÖ das Team Austria repräsentieren werden, verzichten Victoria Max-Theurer und Abegglen FH NRW auf ihre Teilnahme.


„Der Verzicht von Vici trifft uns natürlich hart und ist für das gesamte Team sehr schade. So schmerzlich diese Entscheidung auch ist, sie ist selbstverständlich zu respektieren“, sagt Equipe-Chefin Dr. Uschi Barth. „Nichtsdestotrotz haben wir zwei Pferde, die seit Jahren auf konstant hohem Niveau unterwegs sind. Hinzu kommt Bettina, die heuer verlässlich starke Leistungen gezeigt hat – das macht sie zu einer echten Verstärkung.“

Ihre Erwartung: solide Leistungen auf bekanntem Niveau, vielleicht mit dem einen oder anderen Glanzpunkt. Die Dressur-Bundesreferentin legt für das rot-weiß-rote Dressur-Trio die Marschrichtung für Crozet fest: „Die Reiter:innen sollen die Leistungen bringen, die sie in den letzten Jahren und Championaten gezeigt haben – nicht weniger, gerne mehr.“

„Wären gerne an den Start gegangen“

Victoria Max-Theurer wird bei der Europameisterschaft in Crozet nicht an den Start gehen – eine Entscheidung, die sie für sich und im Sinne ihres Erfolgspferdes Abegglen FH NRW getroffen hat. „Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, in diesem Jahr nicht an der EM in Crozet teilzunehmen, da Abby in den letzten Tagen nicht in jener Top-Form ist, wie ich es mir für uns für die Europameisterschaften gewünscht hätte. Natürlich wären wir sehr gerne an den Start gegangen, aber mein Pferd steht für mich immer an erster Stelle – und daran ändert auch ein verlockender 23. Championats-Einsatz nichts!“, erklärt die 39-jährige Oberösterreicherin und ergänzt: „Für Leo (Anm.: L’Espoir), der es trotz unserer erst kurzen Partnerschaft ebenfalls schon auf die Short-List geschafft hat, kommt das Championat in diesem Jahr vielleicht noch ein bisschen zu früh. Ich freue mich jetzt auf die kommenden Turniere, um noch mehr gemeinsame Routine für einen zukünftigen Championats-Einsatz zu sammeln!“

Trotz des Startverzichts betont Max-Theurer: „Ich werde meine Teamkolleg:innen in Crozet jedenfalls tatkräftig unterstützen und ihnen fest die Daumen drücken!“

Ein emotionales letztes Kapitel

Für Florian Bacher wird es ein ganz besonderes Championat – das letzte große Turnier mit seinem langjährigen Erfolgspartner Fidertraum OLD. „Ich möchte die EM einfach noch einmal genießen“, sagt der 39-Jährige. „Im Idealfall gelingt uns ein so guter Grand Prix, dass wir in den Special kommen – auch wenn das heuer sicher nicht leicht wird. Aber in erster Linie wünsche ich mir, dass wir eine schöne, harmonische Runde zeigen und ich mit einem guten Gefühl vom Platz gehe.“

Man spürt, dass Bacher diesen Start mit viel Emotion angeht. Seit Jahren bilden er und „Fidi“ ein eingespieltes Duo, das Österreich bei Championaten verlässlich vertreten hat. „Natürlich weiß ich, dass es unser letztes gemeinsames Championat sein wird. Das macht es schon besonders. Die Freude ist groß, dass wir noch einmal auf dieser Bühne dabei sind. Gleichzeitig versuche ich, das gar nicht zu sehr zu thematisieren, sondern den Fokus auf die Vorbereitung und auf das Reiten zu legen. Ich will Spaß haben mit ihm – das ist das Wichtigste.“

Mit Rückenwind nach Crozet

Stefan Lehfellner sammelte nach einem durchwachsenen Pflichtturnier im Juli zuletzt in Stadl Paura Selbstvertrauen: Mit Roberto Carlos MT gewann er den Grand Prix und reist nun mit gutem Gefühl nach Frankreich. „Roberto ist topfit und in starker Form. Das Turnier in Stadl Paura war für uns noch einmal sehr wichtig. Wir wissen, dass er sich an guten Tagen im Viereck sehr gut präsentieren kann, mit diesem Mindset fahren wir nach Frankreich. Und das Wichtigste: dieses positive Gefühl vom letzten Wochenende und das Selbstvertrauen wird uns bei der EM helfen“, so der Oberösterreicher.

Man weiß, dass die Konkurrenz groß ist, aber auch, dass Österreich seit Jahren konstant Teams zu den Championaten entsendet – und damit eine feste Größe im europäischen Dressursport geworden ist. „Wir wollen zeigen, dass Österreich weiter dazugehört und mitreiten kann. Wir werden unser Bestes geben, und dann sehen wir, was am Ende rauskommt“, betont Lehfellner.

Zwischen Vorfreude und Fokus: Kendlbachers EM-Abenteuer

Wenn Österreichs Dressurteam diese Woche bei der EM in Crozet antritt, ist Bettina Kendlbacher die Newcomerin im Aufgebot: Mit 36 Jahren feiert sie mit Broadmoar’s Don Alfredo AWÖ ihre Premiere auf der großen Bühne. „Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass wir hier stehen. Jetzt ist es Realität – und einfach unfassbar cool“, sagt die Steirerin. Schritt für Schritt hat sich Kendlbacher über konstante Leistungen empfohlen, besonders mit zwei starken Runden beim entscheidenden Turnier in Achleiten im Juli. „Überraschenderweise bin ich momentan ziemlich entspannt. Die Vorfreude ist jedenfalls schon da.“

Kendlbacher geht ihre erste Europameisterschaft mit einer klaren Einstellung an: prozessorientiert. „Natürlich könnte ich mir Ziele setzen wie ‚in den Special kommen‘ oder eine bestimmte Wertnote reiten. Aber ich weiß, dass es mir nicht guttut, Druck aufzubauen. Mein Ziel ist es, eine schöne, souveräne Runde zu zeigen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.“ Nachsatz: „Es ist ein Meilenstein für uns beide!“

Alle weiteren Informationen sowie den detaillierten Zeitplan finden Sie unter jivahillstables.com

Fotos: Equitaris